Malteserkreuz
Bereits die erste Regel sieht vor, daß die Mitglieder des Ordens vom hl. Johannes,
„das Kreuz auf ihren Chorröcken und Mänteln tragen [sollen], zur Ehre Gottes und des Heiligen Kreuzes. Sie sollen es tragen vor ihrer Brust, damit Gott durch dieses Zeichen den Glauben, das Werk und den Gehorsam in uns stärke und uns und alle christlichen Wohltäter an Seele und Leib vor der Macht des Teufels in dieser und der anderen Welt verteidige“ (Regel Art. 19).
Es handelt sich dabei um offenbar um eine von den Kreuzrittern übernommene Gewohnheit. Diese trugen ein Kreuz auf ihrer Rüstung, während ein Kreuz auf der Tracht einer Ordensgemeinschaft bis dahin unüblich war.
Vermutlich handelte es sich ursprünglich um ein weißes Balkenkreuz, das die Brüder auf ihrer schwarzen Kukulle trugen. Zwar findet sich das achtspitzige Kreuz, das heute das Erkennungszeichen der Malteser ist, bereits auf den Wänden des Abstiegs zur Kapelle der heiligen Helena in der Jerusalemer Grabeskirche, auf Münzen der Stadt Amalfi aus dem 11. Jahrhundert sowie auf frühen Siegeln des Ordenshospitals von Jerusalem. Auch hat man auf Darstellungen im byzantinischen und morgenländischen Kulturkreis hingewiesen. Doch ist die eindeutige Verwendung des Malteserkreuzes in der heutigen Form definitiv erst für die Zeit des Ordens auf Malta zu belegen.
Über eine Vorform sagt das Ordenskapitel von Rhodos im Jahre 1489:
„So sollen die Ritter vom Hospital, indem sie mit frommem Eifer sowohl die eine als auch die andere dieser Pflichten erfüllen, auf ihrem Gewande das Kreuz mit acht Spitzen tragen, damit sie eingedenk sind im Herzen, das Kreuz Christi zu tragen, geschmückt mit acht Tugenden, die sie begleiten.“
In einer anderen, der heute geläufigsten Deutung, die bereits aus dem Jahr 1485 stammt, wurden die acht Spitzen den acht Seligpreisungen zugeordnet, die sich zu Beginn der Bergpredigt im Matthäus-Evangelium (5, 3-12) findet:
1. Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.
2. Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.
3. Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.
4. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.
5. Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.
6. Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.
7. Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.
8. Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Die vier innenliegenden Ecken wurden demgegenüber den vier Kardinaltugenden zugeordnet. Der Name „Kardinaltugend“ leitet sich von „cardo“ (lat. „Türangel“) her: denn „auf sie sind alle anderen Tugenden gegründet, wie die Tür in der Angel“ (Thomas von Aquin). Ihre Zusammenstellung findet sich bereits in der antiken Philosophie, auch im Alten Testament sind sie bezeugt (vgl. Weish 8,7). Es sind
1. Klugheit
2. Gerechtigkeit
3. Tapferkeit
4. Maßhaltung
Während die Seligpreisungen (eigentlich: „Glück-Seligpreisungen“) vom letzten Ziel und der Erfüllung des Menschen sprechen, bezeichnen die Tugenden den Weg, dorthin zu gelangen. Tugenden sind Dispositionen, Gewohnheiten, Haltungen, kraft deren der Mensch geneigt ist, das Gute zu tun. Sie haben die natürlichen Charakteranlagen des einzelnen zur Grundlage und wollen diese vervollkommnen.
Die Verbindung des Malteserkreuzes mit den Seligpreisungen und (Kardinal-) Tugenden will seinem Träger somit eine Richtschnur geben, wie sein Leben gelingen kann.
Daneben gibt es noch andere Deutungen des Malteserkreuzes. Demnach können die acht Spitzen das achtfache Elend versinnbildlichen, gegen das die Malteser kämpfen:
Eine weitere Deutung bringt die acht Spitzen mit den acht verschiedenen nationalen Zusammenschlüssen (sog. „Zungen“) in Verbindung, aus denen sich der Orden zusammensetzte:
1. Krankheit
2. Verlassenheit
3. Heimatlosigkeit
4. Hunger
5. Schuld
6. Lieblosigkeit
7. Gleichgültigkeit
8. Unglaube
1. Frankreich
2. Italien
3. Deutschland
4. Provence
5. England
6. Auvergne
7. Aragon-Navarra
8. Kastilien-Portugal
Das Kreuz der Malteser wird (im Unterschied zu den Johannitern) in Schildform dargestellt. Das Schild weist auf die ritterlichen Ursprünge des Ordens hin und auf sein Ziel der Verteidigung des Glaubens: früher militärisch, heute im Sinne des Bekenntnisses.