Leitsatz der Malteser
Bezeugung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen
Das Kapellenportal der Malteser Kommende in Ehreshoven zeigt die wichtigsten Stationen der Geschichte der Malteser: Jerusalem, Rhodos, Malta, Rom und eine Stadt im 21. Jahrhundert. Unterlegt sind die Darstellungen mit dem Leitsatz des Malteserordens:
Tuitio fidei et obsequium pauperum
Tuitio bedeutet „Verteidigung“ (ggf. militärisch), „Bewahrung“, „Erhaltung“, „Schutz“.
Obsequium wiederum heißt „Hingabe“, „Gehorsam“, „Dienst“, „Hilfe“.
Die heute gängige Übersetzung des Leitsatzes lautet:
Bezeugung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen
Geschichtlicher Hintergrund
Bis zu den Ursprüngen der Malteser lässt sich der Leitsatz in den Quellen nicht zurückverfolgen. Raymond du Puy, der zweite Vorsteher des Hospitals in Jerusalem (1120–1158/60), charakterisiert die Mitglieder der Hospitalgemeinschaft in seiner Ordensregel zunächst als „Brüder, die zum Dienst der Armen kommen“ (fratres ad servitium pauperum venientes; Johanniterregel, Kap. I, 1145/53). Erst im Rahmen einer groß angelegten Revision der Ordensstatuten 1489/1493 auf Rhodos unter Großmeister Pierre d’Aubusson (1476–1503) wurde der Leitsatz in seinem heutigen Wortlaut in die Ordensregel eingeschrieben. Diese sprach fortan von „Brüder(n), die zur Hingabe an/für die Armen (und Kranken) und zur Verteidigung des katholischen Glaubens hinzukommen“ (fratres accedentes ad obsequium pauperum et tuitione fidei catholicae; Stabilimenta Rhodiorum militium I, De regula I). Mit dieser (späten) Neuformulierung wurde der ab Mitte des 12. Jahrhunderts langsam gewachsenen Doppelidentität der Gemeinschaft als Hospital- und Ritterorden Rechnung getragen. Somit fasst der Leitsatz die beiden Grundcharismen zusammen, die die Malteser bereits früh geprägt haben und die in ihrer Geschichte bis heute mit unterschiedlichem Gewicht und in unterschiedlicher Manier hervorgetreten sind:
- Die Hospitalität (im Dienst an den Armen und Kranken) und
- die Ritterlichkeit (im Dienst der Verteidigung des katholischen Glaubens).
Zugleich lassen sich die beiden Grundelemente des Leitsatzes als Entfaltung des biblischen Doppelgebotes der Liebe lesen:
- „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit deinem ganzen Denken und mit deiner ganzen Kraft.
- Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“
(Mk 12,30f.; vgl. Dtn 6,4f.; Lev 19,18)
Und schließlich zeigen sie die Malteser in der unmittelbaren Nachfolge Jesu, von dem die Evangelien berichten: „Er zog in ganz Galiläa umher,
- lehrte in den Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich
- und heilte im Volk alle Krankheiten und Leiden.“
(Mt 4,23; vgl. Mk 1,39; Lk 4,14f.)
Verheutigung
Der Leitsatz hat im Verlauf der wechselhaften, zum Teil ambivalenten Geschichte des Malteserordens unterschiedliche Konkretisierungen und Schwerpunktsetzungen erfahren. Besonders eindrücklich und vorbildhaft wurde er von jenen Personen gelebt, die der Malteserorden als Heilige und Selige verehrt.
Doch auch heute wissen sich die Malteser – der Orden und seine Werke – ihrem doppelten Auftrag verpflichtet. Treffend wird in der Präambel der Satzung des 1953 gegründeten Malteser Hilfsdienstes e. V. als Zweck seiner Gründung angegeben, „den seit 900 Jahren geltenden Ordensleitsatz ‚Tuitio fidei et obsequium pauperum – Bezeugung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen‘ und die christliche Nächstenliebe in zeitgemäßer Form zu verwirklichen“.
So ist es den Maltesern immer wieder neu aufgegeben, den Leitsatz im Hier und Heute in ihre jeweilige Praxis zu übersetzen – als glaubendes Helfen und als helfenden Glauben. Das Geistliche Zentrum bietet dafür Hilfe und Unterstützung an.