Helfen und Glauben
Helfen und Glauben gehören für die Malteser zusammen: Unser Auftrag ist es, dem Glauben im Handeln aus Liebe Gestalt zu geben und den Menschen etwas davon erfahrbar zu machen. Denn ein Glaube, der die Not nicht sieht und nicht in Werken der Nächstenliebe tätig wird, bleibt theoretisch und wirklichkeitsfern. Aber auch ein Helfen, das nur auf die eigene Kompetenz und Professionalität vertraut und das liebevolle Handeln nicht als Zeugnis für den Gott versteht, der mit uns die Menschen lieben will, erschöpft sich in bloßer Diesseitigkeit.
Als Malteser stehen wir in einer großen, über 900-jährigen Tradition, aus der wir wesentliche Impulse für unser Handeln heute empfangen können. Wir sind eingeladen, immer wieder neu auf unsere lange Geschichte und unsere geistlichen Wurzeln zu schauen, um den Anruf Gottes im Heute besser wahrnehmen und verstehen zu können.
Auf dieser und den verknüpften Seiten haben wir daher wesentliche Informationen zur Spiritualität und Geschichte der Malteser zusammengestellt.
Der selige Gerhard und sein Hospital
Ursprünge der Malteser
In der Mitte des Innenhofes der Malteser Kommende in Ehreshoven steht der Brunnen des seligen Gerhard. Er erzählt von den Ursprüngen der Malteser:
Im 11. Jahrhundert entstand in Jerusalem nahe der Grabeskirche ein Hospital zur Versorgung von christlichen Pilgern. Gerhard, über dessen Herkunft wir nichts Sicheres wissen, gilt als erster Vorsteher dieser Pilgerherberge, die dem Patronat des heiligen Johannes des Täufers unterstand. Er übernahm ihre Leitung um 1080 und machte aus ihr das größte und berühmteste Hospital der Christenheit. Schon bald fanden dort nicht nur Pilger, sondern alle notleidenden Menschen, unabhängig von ihrem Glauben oder ihrer Herkunft, Aufnahme. Auf Gerhard geht zurück, dass die Aufgenommenen als die „Armen Christi“ und die „Herren Kranken“ bezeichnet und mit größter Ehrerbietung, überbordender Großzügigkeit und Professionalität behandelt wurden. Die Bruderschaft um Gerhard, die das Hospital betrieb, wandelte sich mit der Zeit in eine Ordensgemeinschaft, die nach den evangelischen Räten (Ehelosigkeit, Armut, Gehorsam) lebte. Den Grundstein für diese Entwicklung, die Mitte des 12. Jahrhunderts zum Abschluss kam, legte die erstmalige Privilegierung des Hospitals durch Papst Paschalis II. im Jahr 1113. Gerhard starb am 3. September 1120 in Jerusalem.
Das Malteserkreuz
Erkennungszeichen der Malteser
Auf dem Gewand trägt Gerhard das achtspitzige Kreuz. Es ist bis heute das Erkennungszeichen der Malteser: auf Dienstbekleidung, an Fahrzeugen, Gebäuden oder auf dem Briefpapier. Doch das Malteserkreuz ist nicht einfach nur ein Logo: Zunächst und vor allem ist es Kennzeichen des Glaubens an Jesus Christus, den Gekreuzigten und Auferstandenen.
Das Kreuz auf der Kleidung zu tragen war zur Zeit Gerhards für Ordensleute etwa völlig Neues. Sie übernahmen damit eine bei den Kreuzrittern übliche Gewohnheit, die ein Kreuz auf ihrer Rüstung trugen. In der Folgezeit hat das achtspitzige Kreuz darüber hinaus verschiedene symbolische Bedeutungen erhalten, insofern die Spitzen für die Tätigkeitsbereiche der Malteser oder für ihre innere Haltung stehen, aus der heraus sie ihren Dienst tun. So deuten die acht äußeren Spitzen etwa auf das achtfache Elend hin, gegen das die Malteser kämpfen, oder auf die acht Seligpreisungen der Bergpredigt Jesu – die vier inneren Spitzen dagegen auf die vier Kardinaltugenden.
Bezeugung des Glaubens – Hilfe den Bedürftigen
Grundhaltungen der Malteser
Auf die beiden Grundhaltungen der Malteser weisen die Arme Gerhards hin:
Der rechte Arm ist nach vorne ausgestreckt – sozusagen in die Welt: Er steht für das Handeln der Malteser, für die Sorge um die Armen, Kranken, Verfolgten, Gefangenen und Fremden mit ganzem Einsatz und höchster Professionalität (obsequium pauperum). Von dieser Idee konnte Gerhard viele Menschen begeistern, die sich ihm anschlossen oder ihn mit Schenkungen unterstützten, so dass ein umfassendes Netz der Hilfe entstehen konnte.
Der linke Arm liegt auf der Brust des Seligen – auf der das Malteserkreuz prangt. Es ist eine Geste des Schutzes für das Heilige, das Ehrwürdige, das Herz des Dienstes: für den Glauben an Jesus Christus (tuitio fidei).
Beide Arme könnten ohne einander nicht sein, sie brauchen und ergänzen sich: Was wäre der Wink in die Welt ohne eine Heimat und ohne ein Ziel? Und was wäre der Glaube für die Malteser, wenn er nicht Ausdruck finden würde in der Sorge für die Notleidenden? Zusammengefasst werden die beiden untrennbaren Grundhaltungen im Leitsatz der Malteser: Tuitio fidei et obsequium pauperum – „Bezeugung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen“. Im Verlauf der 900-jährigen Geschichte der Malteser hat dieser doppelte Auftrag unterschiedliche Konkretisierungen und Schwerpunktsetzungen erfahren. Besonders vorbildlich wurde er von den Heiligen und Seligen des Malteserordens verwirklicht.