Geschichte der Malteser
Die Kapelle der Malteser Kommende in Ehreshoven beherbergt ein besonderes Marienbild: die Ikone der Muttergottes von Philermos. Der Ikonenschreiber Makarius Tauc, der die Abschrift der Ikone im Jahr 2003 angefertigt hat, hat sie durch einen Rahmen ergänzt. Dieser illustriert zum einen die wichtigsten Stationen der Geschichte der Malteser (siehe unten) – und zeigt zum anderen wichtige Persönlichkeiten, die diese Geschichte im Laufe der Jahrhunderte geprägt haben: den Ordenspatron Johannes den Täufer, den Ordensgründer Gerhard, den Verfasser der ersten Ordensregel Raymond du Puy und viele Ordensheilige.
Anhand der Bilder der Ikone wird die Geschichte der Malteser in ihren einzelnen Etappen lebendig.
1099-1187: Ursprünge in Jerusalem
Mitte des 11. Jahrhunderts, wohl in den 1060er Jahren, gründeten Kaufleute aus der süditalienischen Stadt Amalfi in Jerusalem unweit der Grabeskirche ein Hospital bzw. Hospiz, um christlichen Pilgern aus dem Westen Schutz und Obdach zu gewähren. Zur Zeit des ersten Kreuzzugs (1095–1099) erlangte die kleine Bruderschaft, die sich dort zusammengeschlossen hatte, unter der Leitung des seligen Gerhard Unabhängigkeit.
Im Jahr 1113 gewährte Papst Paschalis II. dem Hospital erstmals Privilegien, die in den folgenden Jahrzenten erweitert wurden. Der fortschreitende Prozess der Privilegierung kam Mitte des 12. Jahrhunerts zu einem Höhepunkt und Abschluss, als auch die erste Ordensregel päpstlich bestätigt wurde. So wandelte sich die Hospitalbruderschaft von Gerhard sukzessive in eine offiziell anerkannte, religiöse Ordensgemeinschaft der katholischen Kirche um („Religiosierung“), die bis heute im Malteserorden Bestand hat.
Ab Mitte des 12. Jahrhunderts rückte mehr und mehr die allgemeine Sorge und Pflege von Kranken und Bedürftigen, unabhängig von Glaube und Herkunft, in den Mittelpunkt der Tätigkeit („Medikalisierung“). Viele Ritter des Kreuzzuges, die im Hospital Aufnahme erfahren hatten, schlossen sich der Bruderschaft an und weihten ihr Leben dem Dienst an den Kranken. Der Orden erfreute sich einer außerordentlichen Popularität im christlichen Abendland und erhielt Unmengen von Schenkungen. Binnen weniger Jahrzehnte entstanden hunderte Niederlassungen des Ordens – sog. Kommenden, teils mit Hospital – in vielen Ländern Europas.
Ebenfalls ab Mitte des 12. Jh. begann eine schrittweise „Militarisierung“ des Hospitalordens. Zunächst wurden Söldner zur Unterhaltung von Festungen und zum Schutz der Pilgerwege beschäftigt; ab Ende des 12. Jh. dürfte es dann auch bewaffnete Ordensbrüder gegeben haben. Dadurch bildete der Orden eine doppelte Identität als Hospital- und Ritterorden aus. In dieser Entwicklung liegen die Wurzeln des Leitsatzes „Tuitio fidei et obsequium pauperum“ (1489/93).
1206-1291: Konsolidierung in Akkon
Aufgrund der Besetzung Jerusalems durch Sultan Saladin 1187 wurde die Hafenstadt Akkon zum letzten Stützpunkt der Christen im Heiligen Land. Auch der Großmeister des Ordens verlegte – nach einer Zwischenstation auf der Festung Margat – seinen Sitz dorthin.
In dieser Zeit festigte sich die Identität als Ritterorden unter den Leitideen der Internationalität und Adeligkeit. Seit Beginn des 14. Jahrhunderts gliederten sich die Institutionen des Ordens und die Ritter nach den gesprochenen Sprachen in sog. „Zungen“. Zunächst gab es derer sieben: Provence, Auvergne, Frankreich, Italien, Aragon (Navarra), England (mit Schottland und Irland) und Deutschland. Im Jahr 1492 wurde eine achte Zunge gebildet, die von Kastilien und Portugal. Jede Zunge hatte Priorate oder Großpriorate, Balleien und Kommenden.
Nach dem endgültigen Verlust des Heiligen Landes flüchteten die wenigen überlebenden Ordensritter zunächst nach Zypern, wo man weitere Hospitäler gründete und, begünstigt durch die strategisch gute Lage der Insel, begann, eine Flotte zum Schutz der Pilger auf ihrem Weg ins Heilige Land aufzubauen.
1310-1522: Souveränität auf Rhodos
Im Jahr 1310 besetzte der Orden die Insel Rhodos und konstituierte sich dadurch als souveräner Staat. Die durch päpstliche Dekrete garantierte Unabhängigkeit des Ordens von anderen Staaten sowie das allgemein anerkannte Recht, bewaffnete Streitkräfte zu unterhalten und Botschafter zu ernennen, bildeten die Grundlage für seine internationale Souveränität. Seine Aufgabe lag in erster Linie darin, als starke Seestreitkraft durch eine mächtige Flotte den Schutz der christlichen Welt im östlichen Mittelmeer zu garantieren und „Bollwerk“ gegenüber dem türkischen Weltreich zu sein. Neben der politischen Unabhängigkeit und der militärischen Spezialisierung blieb die Idee des Hospitalordens freilich weiter präsent.
Prägende Ereignisse jener Zeit waren zwei Belagerungen der Insel: Während die erste 1480 mit dem Abzug der zahlenmäßig deutlich überlegenen Türken endete, mussten die Ritter bei der zweiten 1522 nach sechsmonatiger Belagerung und schweren Kämpfen gegenüber Sultan Suleiman dem Prächtigen kapitulieren und Rhodos verlassen.
1530-1798: Glanzzeit und Niedergang auf Malta
Von Karl V. erhielt der heimatlos gewordene Orden die Insel Malta als Lehen, um dem Kaiser, dessen politisches Interesse sich vor allem auf die „Neue Welt“ richtete, als Bollwerk gegen das Osmanische Reich wie die Piraterie im Mittelmeer den Rücken freizuhalten. Bei der „Großen Belagerung“ 1565, die über drei Monate dauerte, wehrten die Ritter die zahlenmäßig weit überlegenen Türken ab. Der Sieg brachte dem Orden im Abendland die Bezeichnung „Schild der Christenheit“ ein. Die Ritter veränderten Malta durch eine Reihe bedeutsamer Baumaßnahmen: Paläste und Kirchen wurden errichtet, neue gewaltige Verteidigungsanlagen und Gärten angelegt. Die Hauptstadt erhielt den Namen des amtierenden Großmeisters: La Valetta. Mit dem Bau eines großen Hospitals, das als eines der am besten organisierten und effizientesten der Welt galt, der Einrichtung einer Anatomieschule und einer medizinischen Fakultät leistete der Orden bedeutsame Beiträge zur Entwicklung insbesondere der Augenheilkunde und Pharmakologie.
1798 besetzte Napoleon Bonaparte, auf dem Weg nach Ägypten, Malta wegen seiner strategischen Bedeutung und vertrieb den Orden von der Insel.
Seit 1834: Erneuerung aus den Ursprüngen in Rom
Nach der Vertreibung des Ordens von Malta sowie wechselnden Ordenssitzen wurde 1834 schließlich Rom zur neuen Heimat des Malteserordens.
Die Situation des Niedergangs bedingte eine Neubesinnung auf die Ursprünge als Hospitalorden. Angesichts der nur noch geringen Zahl von Professrittern gründeten katholische Adelige in Deutschland und anderen Ländern nationale Assoziationen des Malteserordens, so 1859 die Genossenschaft der Rheinisch-Westfälischen Devotionsritter und 1867 den Verein der Schlesischen Malteserritter. Ihre Mitglieder sind meist verheiratete Ehren- und Devotionsritter, die keine Professgelübde ablegen, aber versprechen, nach ihren Möglichkeiten den Glauben zu bezeugen und den Armen und Kranken zu dienen. Von den Assoziationen ging die Wiederbelebung der Hospitalidee des Ordens aus, etwa durch Lazarettdienste in verschiedenen Kriegen des 19. und 20. Jahrhunderts und die Gründung erster Krankenhäuser in Deutschland.
Heute: Die Malteser in Deutschland
1953 wurde in Deutschland durch die Genossenschaft der Rheinisch-Westfälischen Devotionsritter und den Verein der Schlesischen Malteserritter gemeinsam mit dem Deutschen Caritasverband der Malteser Hilfsdienst gegründet. Mit dieser Hilfsorganisation lädt der Orden die Bevölkerung zur Mitarbeit ein. Millionen Menschen unterstützen als Mitglieder und Spender die umfangreichen Tätigkeiten der verschiedenen Dienste, die sich im Laufe der Zeit aus den beiden Kernaufgaben des Malteser Hilfsdienstes – Erste Hilfe und Katastrophenschutz – entwickelt haben.
Als Tagungshaus sowie zur Pflege des geistlich-religiösen Auftrags der Malteser wurde im Jahr 2000 die Malteser Kommende mit dem Geistlichen Zentrum in Ehreshoven errichtet.